Gönderi

„Wer es an Gottesfurcht oder Treue gegenüber der Obrigkeit mangeln ließ, wurde mit Geldbußen belegt oder aus- gepeitscht, an der Schandsäule ausgestellt, des Landes verwiesen oder in den Kerker gesperrt. Und wer gar vom rechten Glauben abfiel, wurde in der Limmat ertränkt. In den Gassen patrouillierten Sittenwächter, Nachbarn be- spitzelten ihre Nachbarn. Selbst die reichsten Bürger der Stadt hüllten sich in grobes, graues Tuch, um ja nicht auf- zufallen; und wenn sie ein Haus bauten, legten sie großen Wert auf eine möglichst schlichte und schmucklose Fassade. Während in den Nachbarstädten Bern und Basel das aufstrebende Bürgertum prächtige Renaissance- und Barockpaläste errichtete, bot Zürich einen bescheidenen, ja armseligen Anblick. Erst im Innern der Häuser, wo es das neidische Auge des Nachbarn nicht wahrnahm, wagten die Zürcher zu protzen: Da gab es Lüster und Leuchter, Stuckaturen, Spiegelsäle und Täfelungen, Wandmalereien und opulente Kachelöfen - und natürlich wurden im Schutz der Privatheit auch Feste gefeiert, bei denen gemmt, getrunken und gelacht werden durfte.“
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