Gönderi

„Für das Bürgertum des 19. Jahrhunderts war die Erotik fast vollstän dig in Angst gehüllt und wurde daher nur durch den Filter der Verdrängung zum Ausdruck gebracht. Alles sexuelle Handeln war von einem Gefühl des Verstoßes oder der Verletzung überschattet einer Verletzung des Körpers der Frau durch den Mann, einer Verlet zung des gesellschaftlichen Anstands durch die Liebenden, einer Verletzung noch tiefer verwurzelter Moralvorstellungen durch die Homosexuellen. Weite Teile der modernen Gesellschaft haben gegen die damit verbundene Angst und Verdrängung rebelliert, und das war gut so. Aber aufgrund der spezifischen Art, in der sich die Ideale der Intimität in der heutigen Vorstellungswelt niedergeschlagen haben, richtete sich diese Rebellion auch gegen den Gedanken, daß die körperliche Liebe ein Handeln ist, auf das sich Menschen einlassen, für das es, wie für jedes gesellschaftliche Handeln, Regeln, Grenzen und notwendige Fiktionen gibt, die dem Handeln erst seine spezifische Bedeutung verleihen. Statt dessen ist der Sex zur reinen Selbst Offenbarung geworden. Eine neue Sklaverei ist an die Stelle der alten getreten.“
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